3. Oktober 2017

Zum Umgang mit Dramen

Nach jedem von Mördern verursachten Drama, sei es islamistisch, sei es rechtsextrem, sei es linksextrem oder sei es ohne ideologischen Hintergrund, stellt sich unmittelbar im Anschluss daran die Frage, wie mit Aspekten der Tat umzugehen ist, über die das Land gespalten ist. Das Land, um das es hier geht, sind die USA.

Im Falle eines islamistischen Anschlages gibt es in den USA sehr gespaltene Meinungen. Nicht bezüglich der Verwerflichkeit der Tat. Die große Mehrzahl der Amerikaner lehnt islamistischen Terror ab und hegt keinerlei Sympathie für die konkreten Täter. Doch gibt es unterschiedliche Sorgen bezüglich der Konsequenzen. Rund die Hälfte, vielleicht eine knappe Mehrheit, fürchtet sich danach hauptsächlich vor radikalem Islam (auch Islamismus genannt, "radikaler Islamismus" ist eine Tautologie). Die andere Hälfte empfindet dagegen eher Sorge angesichts stärker werdender Ägnste in der andere Hälfte der Bevölkerung, welche als Islamophobie wahrgenommen werden. Und neben der allgemeinen Verurteilung (die natürlich im Laufe der Zeit unvermeidlich zum eingeübten Floskelrituall wurde, aber trotzdem insofern ehrlich gemeint ist, als das fast jeder die Tat verurteilt und sich aufrichtig wünscht, sie hätte nie stattgefunden) steigt man sehr schnell und ohne Hemmungen auf beiden Seiten in die Debatte ein.

Im Falle eines linksextremistischen Vorfalls warnt die rechte Hälfte des Landes vor Linksextremismus, die andere Hälfte fragte dagegen: "Aber was ist mit dem Rechtsextremismus?"

Im Falle eines rechtsextremen Vorfalles warnt die linke Hälfte des Landes vor Rechtsextremismus, während Rechte fragen: "Was ist mit Linksextremismus?"

Falls Schusswaffen involviert sind, sagt die eine Seite "Wir brauchen schärfere Waffengesetze?", während die Gegenseite dagegen hält: "Angesichts dieses tragischen Vorfalles ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über Ursachen der Tat und mögliche Konsequenzen zu reden."

Moment mal! Hier wird doch ein Muster gebrochen. Seit wann ist das denn ein Grund, nicht sofort in die politische Schlammschlacht einzusteigen?

Sollte man das tun? Es gibt Argumente dafür und dagegen. Aber es fällt schon auf, dass die amerikanische Rechte bei anderen Themen nicht verlegen ist, sofort mit dem politischen ausschlachten oder dagegenhalten loszulegen. Vielleicht liegt es daran, dass die amerikanische Bevölkerung hier nicht hälftig gespalten ist. Bezüglich eines Totalverbotes von Schusswaffen zwar schon, aber für etwas strengere Waffengesetze gäbe es schon eine deutliche Mehrheit. Nur eine kleine Minderheit lehnt dies ab. Es ist nahe liegend, dass in diesem Fall die Hardliner auf der amerikanischen Rechten (anders als in den sonstigen genannten Fällen) fürchten, die Debatte deutlich zu verlieren, zumindest wenn es um die Verhinderung jeglicher Gesetzesverschärfung geht. Für eine Einschränkung nach deutschem Vorbild gäbe es dagegen keine deutliche Mehrheit, sondern wie in den übrigen Fällen eine ungefähr hälftige Spaltung, eventuell sogar eine klare Mehrheit dagegen.


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