16. Juni 2017

Bug oder Feature?

Deutschland tut sich schwer mit dem "Neuland" Internet.
Einerseits versuchen geistig im Gestern und Vorgestern verhaftete Politiker die praktische Nutzung einzuschränken.
Andererseits soll die verbleibende Nutzung möglichst schnell laufen. Und wenn das irgendwo nicht klappt, setzt die große Diskussion ein: Staatsversagen oder Marktversagen?

Aber wie so oft lautet die Antwort: Das Versagen sitzt vor der Tastatur. Sowohl bei manchen Internet-Nutzern wie bei "Journalisten", die darüber berichten.
Denn das behauptete "Problem" ist keines, das gehört so.
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Betrachten wir uns das Beispiel genauer: Da zieht eine Familie ins ländliche Niederbayern. Weil da die Grundstücke so schön billig sind.
Und sie zieht bewußt nicht in die Weltmetropole Rottenburg an der Laaber, in der es immerhin schnelles Internet gibt. Sondern sie zieht noch ein Stück weiter in die Pampa, da sind die Grundstücke noch ein paar Cent billiger und man kann sich dafür einen Mähroboter leisten.

Was es halt am Ende der Welt nicht mehr gibt, das ist eine High-Speed-Internet-Verbindung. Womit dann aus Sicht der Familie das Menschenrecht auf Netflix gefährdet ist.
Natürlich könnte man sich privat eine Lösung mit einer Antenne auf dem Dach verschaffen. Wäre wohl auch finanzierbar, wenn man Homeoffice machen und damit Fahrtkosten sparen will. Aber: "Sie sehen nicht ein, warum sie sich jetzt selbst um mehr kümmern sollen."

Ist ja auch nicht einzusehen, daß man sich um irgendwelche Folgen kümmern muß, wenn man doch schon die Grundstückskosten minimiert hat.
Die ZEIT ist sich nicht ganz schlüssig, ob es nun "Staatsversagen" oder "Marktversagen" ist, wenn es in Schlamberg schnelles Internet nur über private Antenne gibt. Typisches Medienversagen.

Es ist nicht "Marktversagen", wenn der Markt ein teuer herzustellendes Produkt nicht zum gewünschten Niedrigpreis anbietet.
Und es wäre eher "Staatsversagen", wenn die Regierung wirklich 70.000 € Steuergelder pro Kilometer ausgibt, um entlegene acht Häuser ans Glasfasernetz anzuschließen. Insbesondere wenn in diesen acht Häusern nur die neu zugereisten Billigbauherren diese Subvention fordern.

"Da reden’s immer von gleichen Lebensbedingungen – aber die kommen nicht"
Nein, die kommen nicht, die werden nie kommen. Eine Großstadt, eine Kleinstadt, ein Dorf oder ein paar Einzelhäuser sind grundverschiedene Wohnorte mit sehr spezifischen Vor- und Nachteilen. Das ist kein "Versagen" von Staat oder Markt, sondern unvermeidliche Realität. Und zur unvermeidlichen Realität gehört auch, daß die Billigbauherren die Folgen ihrer persönlichen Lebensentscheidung selber tragen müssen.

R.A.

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